Johann Conrad Wilhelm Mensing (* 9. November 1765 in Rinteln; † 12. November 1837 in Friemen) war Stabsoffizier im Dienst des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel und Retter des kurhessischen Staatsschatzes 1806 vor dem Zugriff Napoleons.

Biografie

Wilhelm Mensing wurde 1765 als sechstes von sieben Kindern in der damals zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörenden Universitäts- und Garnisonsstadt Rinteln an der Weser geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, drei ältere und eine jüngere Schwester. Sein Geburtshaus in der heutigen Schulstraße 2 steht noch.

Unter seinen Vorfahren, die damals schon über 100 Jahre in Rinteln ansässig waren, finden sich Schlosser, Büchsenschäfter und Schmiede. Von den sieben Schmieden, die es 1750 in Rinteln gab, hatten zwei ein so geringes Einkommen, dass sie keine Steuern aufbringen konnten. Ob der Vater Johann Conrad Mensing, der laut Kirchenregister „starcken Eisenhandel“ betrieb, zu letzteren zu zählen ist, ist nicht bekannt.

Mit 13 Jahren wurde Mensing Soldat. Zunächst war er Trossgehilfe, eine Art Knecht. Als Handwerkersohn war er eigentlich vom Militärdienst befreit. Während andere zum Militärdienst gezwungen werden mussten, meldete er sich freiwillig. Über die Hintergründe für diese Entscheidung ist nichts bekannt. Ebenso wenig wissen wir, ob er womöglich mit dem Rintelner Regiment von Loßberg in Amerika war.

Mensing zog 1793 mit hessischen Truppen nach Flandern, weil der Landgraf sie an die englische Krone „ausgeliehen“ hatte. Dort vollbrachte er einige Husarenstücke: Bei der Belagerung von Dünkirchen rettete Mensing am 24. August 1793 dem verwundeten General d’Alton das Leben. Bei der Belagerung von Ypern war er als Kurier eingesetzt und geriet in französische Gefangenschaft. Der Friedensvertrag von Basel 1795 ermöglichte die Heimkehr der gefangenen hessischen Soldaten des Flandernfeldzugs. Mensing war wieder in Freiheit und bekam (nach einem längeren Aufenthalt in Paris, wo er die französische Sprache erlernte) Heimaturlaub, um seine Eltern in Rinteln zu besuchen. Zum Regiment Erbprinz nach Kassel versetzt, war er jetzt eine bekannte Persönlichkeit. Sein väterlicher Freund Strieder hatte sowohl seine Rettung D’Altons als auch seine wiederholten erfolgreichen Melderitte publik gemacht.

Um 1798 wollte der Gutsverwalter Mercker Mensing adoptieren, wenn dieser bereit wäre, seinen Dienst zu quittieren und ihm bei der Bewirtschaftung seiner Güter – neben Harmuthsachsen insbesondere Stölzingen – zu helfen. Nachdem Mensing von seinem Kommandeur mehrfach abschlägig beschieden worden war, wandte er sich direkt an den Landgrafen, fand aber auch dort kein Gehör.

Im Jahr 1806 brachte Mensing den kurhessischen Staatsschatz im Forsthaus Stölzingen (bei Stolzhausen) vor dem Zugriff Napoleons in Sicherheit.

Mensing spielte auch eine bedeutende Rolle bei der ersten Hessischen Insurrektion im Winter 1806/1807, indem er zusammen mit dem Minister von Waitz für eine Niederlegung der von Bürgern und Soldaten ergriffenen Waffen sorgte. Er überwarf sich 1814 wegen Stölzingen mit dem Kurfürsten und quittierte mitten im Vormarsch auf Frankreich den Dienst in der kurhessischen Armee.

Mensing erwarb 1816 das Gut in Friemen und verstarb dort 1837. Ein Steinkreuz hinter der Kirche in Friemen erinnert an ihn.

Militärische Laufbahn

  • 1778: Trossgehilfe
  • 1785: Unteroffizier im Grenadier-Regiment von Loßberg
  • 29. November 1793: Fähnrich
  • 11. Juni 1796: Second-Lieutenant im Regiment Erbprinz
  • 1. Dezember 1800: Premier-Lieutenant im Landregiment Kassel
  • 19. März 1802: Stabskapitän im Landregiment Kassel, das später den Namen „Regiment Schenck“ führte
  • 1806: Hauptmann im Regiment Schenck
  • 15. März 1807: Major, in den persönlichen Adelsstand erhoben, Ritter des Kurfürstlichen Ordens Pour la vertu militaire
  • 19. März 1808: Entlassung aus dem aktiven Dienst in der kurhessischen Armee; der Kurfürst sichert Mensing in einem „Pensions-Rescript“ 600 Reichstaler jährlich zu.
  • 1813: Brigademajor „in der Suite Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht“
  • 1814: Obristleutnant à la suite

Familie

Am 8. November 1789, am Vorabend seines 24. Geburtstages, wurde Mensing von der 44-jährigen, schwerkranken Übersetzerin Antoinette la Porte geheiratet.

Antoinette la Portes Vater war der aus Genf stammende, seit 1762 an der Rintelner Ernestina Französisch lehrende Professor für Eloquence Jakob (Jacques) Andreas (la) Porte, ihre bereits verstorbene Mutter war die Schweizer Pfarrerstochter Louise Claudine Curchod.

Jakob la Porte war Mensing bis zu seinem Tod am 8. Juli 1787 als väterlicher Freund zugetan gewesen. Der gemeinsame Freund sowohl Mensings als auch la Portes Friedrich Wilhelm Strieder erwähnt einige der Umstände der ersten Ehe Mensings mit deutlicher Hochachtung für die Courage dieser Frau in seiner „Hessischen Gelehrtengeschichte“. Er gewährt Antoinette (la) Porte zwar keinen eigenständigen Artikel, weist aber zumindest in einer Fußnote ausführlich auf ihre einzige größere schriftstellerische Arbeit hin: Sie hatte den von „Abt Jerusalem“ 1762 verfassten Nachruf für den Prinzen Albrecht Heinrich von Braunschweig und Lüneburg ins Französische übersetzt und noch im gleichen Jahr in Burg, wo sie aufgewachsen war, drucken lassen. Zu diesem Zeitpunkt war Mensing noch nicht geboren und Antoinette la Porte ein Teenager von 17 Jahren. Strieder schreibt:

Um 1790 wurde Mensing nach Nenndorf versetzt und begann dort eine außereheliche Beziehung. Am 16. September 1792 brachte die unverheiratete Marianne Brigitte Therese Heinrich aus Rotenburg an der Fulda einen Sohn zur Welt, der am folgenden Tag auf den Namen Johann Gottlieb Wilhelm Mensing katholisch getauft wurde. Wilhelm Mensing jun. lebte bis zum 7. Lebensjahr bei seiner Mutter in Nenndorf, dann kam er nach Hannover zum Besuch einer katholischen Schule zu einer Familie in Logis.

Mensing heiratete am 4. November 1813 in zweiter Ehe Dorothea Mercker, die 1863 in Bückeburg starb. Er bekam mit ihr 1815 eine Tochter. und 1816 einen Sohn.

Sein Enkel Adolf Mensing (1845–1929) war preußischer Seeoffizier und Hydrograph. Er erforschte 1906 (zum hundertjährigen Jubiläum) die Rolle, die sein Großvater in der „Hessischen Insurrektion“ im Winter 1806/1807 gespielt hatte. Es waren nämlich allerhand, auch üble, Gerüchte im Umlauf, denen Adolf Mensing mit wissenschaftlicher Genauigkeit nachging. Das Ergebnis ist die von ihm mit behutsamen Anmerkungen versehene Neuveröffentlichung des anonymen Artikels „Die Hessische Insurrektion im Winter 1806 bis 1807“ Interessant ist an diesem Aufsatz über den hessischen Soldatenaufstand und die Rolle Major Mensings bei der unblutigen Beendigung desselben in Spangenberg und Umgebung, dass von der Sache mit dem Staatsschatz noch nichts bekannt ist: Das Stölzinger Gut wird erwähnt, als ob es Mensing bereits gehörte. Auch Mensings Reise nach Frankfurt im Dezember 1806 findet beiläufige Erwähnung, aber der anonyme Verfasser interpretiert sie falsch, was Adolf Mensing 100 Jahre später behutsam richtigstellt:

Das umfangreiche Material, das Adolf Mensing in Ergänzung zu den Archivalien des Hessischen Staatsarchivs in Marburg und der Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek in Kassel zur Verfügung stand, nutzte Wilhelm Mensings Urenkelin Cornelia Osius, geb. Mensing, um in zwei Artikeln in regionalen Tageszeitungen an Mensings historische Tat zu erinnern.

Gerüchte

Der geradezu märchenhafte Reichtum des am 1. November 1806 ins dänische Exil geflohenen Kurfürsten Wilhelms I. und die Politik der Geheimhaltung – sowohl von französischer wie deutscher Seite – begünstigte das Entstehen von Gerüchten.

Die Rettung des Kurhessischen Staatsschatzes

Die von Rolf Hocke, als Pfarrer in Waldkappel zuständig für die Ev. Kirchengemeinde Friemen, aus Anlass des Friemer Mensing-Festes 2006 herausgegebene Schilderung stammt aus Mensings eigener Feder. Es handelt sich nicht um ein privates Tagebuch, sondern um einen von Kurfürst Wilhelm I. verlangten Bericht, den Mensing im November 1807 in Wilster verfasste, wo er sich seit März desselben Jahres unter dem ihm vom Kurfürsten vorgeschriebenen Decknamen „Brückmann, Kaufmann zu Coldingen“ aufzuhalten hatte. Obwohl ihm als einem „thätigen Manne“ diese Zwangsklausur fern der Heimat wie eine Art Hausarrest vorkommt, wie er gegen Ende seines Rapports durchblicken lässt, so scheint er gelegentlich doch recht viel Vergnügen am Erinnern zu haben. Allerdings schreibt er keinen Abenteuerroman, sondern konzentriert sich auf Fakten, Ereignisse, Orte und Personen, die ihm zu erwähnen wichtig waren. Dem Bericht liegen immer wieder Briefe, kurze Mitteilungen, ja regelrechte Kassiber Mensings und anderer an der Durchführung dieser Geheimaktion beteiligter Personen bei. Über die reinen Fakten hinaus erhellen gerade diese beigelegten Briefe den freundschaftlich-herzlichen Umgangston, der zwischen den Verschwörern trotz erheblicher Standesunterschiede ja immerhin herrschte.

Bildliche Darstellungen

  • Ernst Metz (1955): Oberstlieutenant Wilhelm Mensing 1814 auf der Werra-Brücke in Eschwege (Stadtmuseum Eschwege)

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Strieder: Porte (Jakob Andreas). In: ders.: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten; 11. Band. Kassel 1797, S. 123–129, books.google.de. Mit weiteren Anmerkungen versehen in: Friedrich Wilhelm Strieder, Ludwig Wachler, Karl Wilhelm Justi, Otto Gerland: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller-Geschichte, 21 Bände. Kassel und Marburg 1781–1868. (Die Schriftsteller- und Gelehrtenlexika des 17., 18. und 19. Jahrhunderts.) Hildesheim 1983.
  • Wilhelm Mensing: Relation über die Wegschaffung der Effekten aus Hessen, Wilster 1807. In: Rolf Hocke (Hrsg.): Die Rettung des kurhessischen Staatsschatzes 1806. Tagebuch des Hauptmanns Wilhelm Mensing. Friemen 2006, S. 6–15 pkgodzik.de (PDF; 1,5 MB)
  • Anonymus: Die Hessische Insurrektion im Winter 1806 bis 1807. In: Löscheimer. Ein Journal in zwanglosen Heften. Zweiter Band. Viertes bis sechstes Heft, herausgegeben von H. v. L.-n, Kiel 1808, S. 50 ff., books.google.de
  • August Friedrich Christian Vilmar: Hessische Chronik, Marburg 1855
  • Adolf Mensing: Der Hessische Soldatenaufstand 1806/07. In: Wilhelm Hopf (Hrsg.): Hessische Blätter, 42. Jahrgang, Nr. 4005, Melsungen, Mittwoch, den 17. September 1913, und Nr. 4006, Samstag, den 20. September 1913.
  • Georg Gisselbach: 1000 Jahre Gemeinde Schemmern. Selbstverlag, Waldkappel-Schemmern 1991
  • Rainer Prinz von Hessen (Hrsg.): Wir Wilhelm von Gottes Gnaden. Die Lebenserinnerungen Kurfürst Wilhelms I. von Hessen 1743–1821. Campus, Frankfurt/Main 1996, ISBN 3-593-35555-8
  • Rüdiger Fikentscher: Zwischen König und Bebel. Deutsche Geschichten aus zwei Jahrhunderten. Hohenheim, Stuttgart/Leipzig 2006, ISBN 3-89850-139-6
  • Rolf Hocke (Hrsg.): Die Rettung des kurhessischen Staatsschatzes 1806. Tagebuch des Hauptmanns Wilhelm Mensing, Friemen 2006, pkgodzik.de (PDF; 1,5 MB)

Weblinks

  • Porträt Johann Wilhelm Mensing

Einzelnachweise und Anmerkungen


Wilhelm Conrad Röntgen im lebensspuren.museum Wels & Wels Land

Mensing in der Personensuche von Das Telefonbuch

Jonas Mensing Gruppenleiter Bau Netze Münster GmbH XING

Traueranzeigen von Jörg Conrad Trauer & Gedenken

Traueranzeigen von ErnstWilhelm Mensing Trauerportal Hildesheimer