Hans-Eckardt Wenzel (* 31. Juli 1955 in Kropstädt bei Wittenberg) ist ein deutscher Liedermacher, autodidaktischer Multiinstrumentalist, Autor, Regisseur und Komponist. Auf Plakaten, Alben und Konzertankündigungen verwendet er ausschließlich seinen Nachnamen Wenzel als seinen Künstlernamen.
Leben
Hans-Eckardt Wenzel ist ein Sohn eines Kunsterziehers. Er wuchs mit vier Schwestern in Wittenberg auf, wo er die Erweiterte Oberschule 'Philipp Melanchthon' besuchte und früh seinen musikalischen und literarischen Neigungen nachging. Seine jüngste Schwester ist die Schauspielerin Claudia Wenzel. Er studierte von 1976 bis 1981 an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaften und Ästhetik und gründete bereits 1976 das Liedertheater Karls Enkel, das 1985 aufgelöst wurde.
Seit 1981 arbeitet er freiberuflich als Autor, Sänger, Schauspieler und Regisseur. Von 1979 bis Ende der 1990er Jahre verband ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Schauspieler, Sänger und Autor Steffen Mensching, mit dem er zahlreiche Bühnenprogramme, meist hintergründig-philosophische Clownsstücke, zusammenstellte und aufführte, so 1982 das Liedtheater „Hammer=Rehwü“ (gemeinsam mit Karls Enkel, der Folkband Wacholder und Beckert & Schulz) die in einigen Regionen verboten war oder die Vor- und Nach-Wendestücke „Neues aus der Da Da eR“ (1982), „Altes aus der Da Da eR“ (1989) und „Letztes aus der Da Da eR“ (als Letztes aus der Da Da eR 1990 auch verfilmt).
Wenzel war im September 1989 ein Hauptautor der Resolution von Rockmusikern und Liedermachern, mit der zahlreiche Musiker Veränderungen in der DDR forderten.
Wenzel debütierte als Solist 1986 mit der LP Stirb mit mir ein Stück, die kurz darauf den DDR-Schallplattenpreis Goldene Amiga in der Kategorie Chanson bekam. Auf dieser LP und einigen folgenden Alben (vor allem Lied am Rand und Vier Uhr früh) sorgte er als Interpret von Liedern Theodor Kramers für Aufmerksamkeit. 2002 wurde ihm erneut der Deutsche Kleinkunstpreis für seine Übersetzungen und Interpretationen des Werks des Folksängers Woody Guthrie verliehen. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
2003 lud die Tochter von Woody Guthrie, Nora Guthrie, Wenzel nach New York ein; auf ihren Wunsch hin übersetzte er Texte ihres Vaters ins Deutsche und vertonte unveröffentlichte Werke neu. Das Resultat heißt Ticky Tock – Wenzel singt Woody Guthrie. Im September 2006 ging Wenzel mit Arlo Guthrie auf eine Tournee durch Deutschland, 2011 trat er mit ihm bei Songs an einem Sommerabend auf.
2007 erschien Wenzels Studioalbum Glaubt nie, was ich singe. Im Jahr 2009 veröffentlichte Wenzel neben zwei weiteren Produktionen die CD Masken – Wenzel singt Christoph Hein und König von Honolulu. 2010 und 2011 gingen Wenzel und Arlo Guthrie erneut gemeinsam auf Tournee und präsentierten die 2010 erschienene CD Every 100 Years – Arlo Guthrie & Wenzel live auf der Wartburg. Das dreißigste Wenzel-Album Kamille und Mohn, mit dem Wenzel monatelang die Liederbestenliste anführte, wurde 2010 veröffentlicht. Zur Leipziger Buchmesse 2011 erschien Wenzels neuer Gedichtband Seit ich am Meer bin, im Juni 2011 das gleichnamige Hörbuch als Doppel-CD. Es folgten eine DVD-Produktion vom alljährlichen KAMP Open Air mit Wenzel & Band und Gästen sowie eine Live-CD WOODY100 aus Anlass des 100. Geburtstages von Woody Guthrie. Dabei wirkten unter anderem Tom Morello und Billy Bragg mit. Wenzel erhielt dafür den Jahrespreis der Liederbestenliste 2012 zugesprochen. Die CD Widersteh, so lang du’s kannst erschien am 15. Februar 2013. Auch mit dieser CD stand Wenzel mehrfach auf Platz 1 der Liederbestenliste und erhielt dafür erneut den Jahrespreis der Liederbestenliste 2013. Zusammen mit dem Schriftsteller Christoph Hein veröffentlichte Wenzel im März 2013 das Hörbuch Das erste Buch Homers – Korrekturen. Anfang 2014 erschien erstmals eine spanischsprachige CD, La guitarra al hombro, sowie die Sonderedition Kleine Insel, den Flüchtlingen dieser Welt gewidmet.
Im Februar 2014 war Wenzel mit seiner Band auf Tournee in Kuba und Nicaragua, u. a. beim Festival International de Poesía de Granada. Am 5. Dezember 2014 ist die zum Teil in Havanna aufgenommene CD Viva la poesía erschienen, die Lieder sind – anders als ihr Titel vermuten lässt – auf Deutsch.
In seinem zweiten Liederbuch mit Noten und Texten Hundertsieben Lieder (2020) sind die kompletten Texte/Noten der Alben Meine Masken, König von Honolulu, Kamille und Mohn, Seit ich am Meer bin, Widersteh, so lang du’s kannst, Viva la poesía, Sterne glühn, Wenn wir warten, Acht Lieder und Wo liegt das Ende der Welt enthalten.
Privates
Hans-Eckardt Wenzel lebt und arbeitet in Berlin und in Kamp in Vorpommern. Er ist Vater von fünf Kindern.
Politische Positionen
Sein Redetext für die 6. Kamenzer Rede, einer seit 2014 stattfindenden jährlichen Veranstaltung der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption in Kamenz, der Geburtsstadt Gotthold Ephraim Lessings, erschien 2019. Wenzel beklagt darin das „Zerfransen der Welt“ in monologisierende „Akteure und Phänomene, Parteien, Lobbyisten, Bürger, Wutbürger, Reichsbürger und Bürgerwehren, Fangruppen und Impfgegner“.
Im Februar 2023 war Wenzel Erstunterzeichner einer von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition an Olaf Scholz, die sich im Zuge des russischen Überfalls für Verhandlungen, Diplomatie und humanitäre Hilfe für die Ukraine ausspricht, jedoch gegen weitere „eskalierende Waffenlieferungen“. Da eine Verlängerung des Krieges zu viele weitere Tote und traumatisierte Menschen zur Folge hätte, der Krieg gegen eine Atommacht nicht zu gewinnen wäre und zudem ein Dritter Weltkrieg drohe. In einem späteren Interview bezeichnete er den Krieg als im Interesse der Waffenindustrie und des Neoliberalismus liegend; Verhandlungen seien von Seiten der Ukraine und des Westens nicht ausreichend genutzt worden. Zugleich habe der Westen bzw. die NATO den "Maidan" initiiert, das Minsker Abkommen zum Zweck der ukrainischen Aufrüstung gefördert und "kognitive Kriegsführung" betrieben.
Wenzel behauptet, dass die Nutzung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen sowie die Produktion von Biodiesel den Welthunger anheize. Zudem komme die Stromproduktion nur den Metropolen zugute. Wenzel konstatiert weiter, Befürworter des veganen Lebensstils würden die Landwirtschaft in Frage stellen. Zudem glaubten Befürworter der Elektromobilität, dass sie damit die Welt retten würden. Beide aus seiner Perspektive wahrgenommenen Sichtweisen kritisiert er. Wenzel behauptet, dass heutzutage in ähnlichem Maße wie in der DDR eine Zensur wirke, die aber heute durch eine "hysterische öffentliche Meinung" getragen sei.
Im Antisemitismusskandal der Documenta fifteen hätte Wenzel nach eigener Aussage das kritisierte Werk der Künstlergruppe Taring Padi hängen lassen, da er es nicht eindeutig für antisemitisch hält. Kritisch sieht Wenzel auch die deutsche Staatsräson zum Existenzrecht Israels; er sieht darin ein Hindernis, Israels Regierung zu kritisieren.
Im Jahre 2024 trat Wenzel auf der von der Tageszeitung Junge Welt veranstalteten Rosa-Luxemburg-Konferenz im Berliner Tempodrom auf.
Wenzel ist Erstunterzeichner von Ole Skambraks’ „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“.
Auszeichnungen
Diskografie/CD
Literarische Werke
- Poesiealbum 193. Gedichte. Verlag Neues Leben, Berlin 1981.
- Lied vom wilden Mohn. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1982.
- Antrag auf Verlängerung des Monats August. Gedichte. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1987.
- Reise-Bilder. Prosa. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1989.
- Wenzel & Mensching: Allerletztes aus der DaDaeR / Hundekomödie. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1991 (Textbücher der Bühnenstücke des Clownsduos Wenzel/Mensching).
- Malinche. Legenden von Liebe und Verrat. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 1992.
- Ich mag das lange Haar. Liederbuch. Buschfunk Verlag, Berlin 1998 (Erste Veröffentlichung der wichtigsten Lieder im handlichen Notenformat).
- Der Abschied der Matrosen vom Kommunismus. Eulenspiegel Verlag, Berlin 1999 (Textbücher der Bühnenstücke des Clownsduos Wenzel/Mensching).
- Hundert Lieder. Band I. Matrosenblau, Berlin 2009, ISBN 978-3-941155-06-0 (Erstes umfassendes Liederbuch von Wenzel. Komplett mit Noten und Texten von insgesamt 105 Liedern).
- Seit ich am Meer bin. Gedichte. Matrosenblau Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-941155-18-3.
- He sacado mi esperanza a lucir Matrosenblau Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-941155-40-4 (Deutsch-spanischer Gedichtband von Hans-Eckardt Wenzel, spanische Übersetzungen von Carlos Ampié Loría).
- Hinter den Bildern die Welt. Die untergegangene Bundesrepublik in den Filmen von Rainer Werner Fassbinder – Ein Briefwechsel. Matrosenblau Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-941155-44-2 (Briefwechsel zwischen Antje Vollmer und Hans-Eckardt Wenzel).
- Die misslungene Erziehung des Menschengeschlechts. 6. Kamenzer Rede in St. Annen, Kamenz 2019 (2. unver. Auflage, Kamenz 2023), ISBN 978-3-9817103-5-9.
- Hannes Scheffler (Hrsg.): Hundertsieben Lieder, Band II, Liederbuch mit Noten und Texten. Matrosenblau Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-941155-56-5.
Literatur
- Walther Killy: Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bände. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh, München 1988–1991 (CD-ROM Berlin 1998 ISBN 3-932544-13-7)
- David Robb: Zwei Clowns im Lande des verlorenen Lachens. Das Liedertheater Wenzel & Mensching. Ch. Links Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-86153-384-7.
- Lutz Kirchenwitz: Wenzel, Hans-Eckardt. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Michael Kleff, Hans-Eckardt Wenzel (Hrsg.): Kein Land in Sicht: Gespräche mit Liedermachern und Kabarettisten der DDR, Christoph Links Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-96289-038-4.
Dokumentarfilme
- Hans-Eckardt Wenzel – Sänger, Dichter, Weltentdecker, Filmdoku-Porträt über Hans-Eckardt Wenzel von Leonore Brandt, 30 Min., MDR 2015
- Wenzel – Glaubt nie, was ich singe, Dokumentarfilm von Lew Hohmann (Produktion 2020–2022, DVD 2023)
Weblinks
- Literatur von und über Hans-Eckardt Wenzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz von Hans-Eckardt Wenzel
- Porträt bei deutsche-mugge.de
- Hans-Eckardt Wenzel bei Discogs
- Web-Archive vom 29. Oktober 2007 mit Wenzel-Profil beim Folkfachblatt Folker Ausgabe Juni 2001
Einzelnachweise



