Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König ist ein zweiteiliger, deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1972 von Hans-Jürgen Syberberg mit Harry Baer in der Titelrolle.

Handlung

In bildhaft-starker Stilisierung und zugleich eingerahmt von wagnerianischem Bombast erzählt Syberberg die tragischen Lebensgeschichte des mythenumrankten, bayerischen „Märchenkönigs“ Ludwig II. nach, eingebettet in assoziative Szenen späterer deutscher Geschichte mit zwei ihrer unheilvollsten Repräsentanten (Adolf Hitler, Ernst Röhm).

Bayerische Volkstänze werden vorgeführt, und drei Nornen stellen den jungen Ludwig als einen von Lola Montez, der zeitweiligen Geliebten Ludwig I., verfluchten Monarchen da, mit dem das Königreich Bayern eines Tages untergehen werde. Ludwig II. gibt sich ganz der Ästhetik und Kunst hin, Politik, zumal Machtpolitik, ist ihm zuwider. Seine Liebe gehört vollkommen seiner Vorstellung von Schönheit, die er im hemmungslosen Schlösserbau und der ebenso bedingungslosen Verehrung der Musik Richard Wagners auslebt. Er verhehlt nicht seine Homosexualität und opponiert gegen die Moderne in Gestalt von Industrialisierung und Modernisierung. Den Bezug zur Wirklichkeit beginnt er ebenso nach und nach zu verlieren wie seinen Kontakt zur Bevölkerung.

Dem großen preußischen Antipoden in Berlin, Otto von Bismarck, der das Bayern des frankophilien Monarchen 1870 unbedingt in den geplanten Krieg gegen Frankreich hineinziehen will, weiß der feinsinnige Ludwig nichts entgegenzusetzen. Obwohl auf der Siegerseite stehend, verliert Bayern nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg mit Gründung des Deutschen Reichs, dessen Teil das Land geworden ist, an Bedeutung. Ludwigs Exzentrik nimmt immer stärker zu, und bald sieht er sich mächtigen Gegnern gegenüber, die seine Weltabgewandtheit nicht mehr tolerieren und seine Verschwendungssucht nicht mehr unterstützen wollen.

Eine Schwester im Geiste sieht Ludwig schließlich nur noch in seiner Cousine Elisabeth von Bayern, die als Kaiserin „Sissi“ von Österreich bald, wie er auch, unsterblich werden wird. Die bayerischen Minister wagen den Aufstand gegen den Monarchen, angeführt von Onkel Luitpold, der daraufhin die Regentschaft übernimmt. Ludwig II. findet angeblich den Tod im Starnberger See. In Syberbergs Inszenierung steht er jodelnd unter einer Guillotine, umgeben von Motorradfahrern. In seiner letzten Vision nehmen amerikanische Touristen der Moderne Besitz von seinen Märchenschlössern.

Produktionsnotizen

Der in einer rekordverdächtigen Zeit von nur elf Tagen für nur 300.000 DM produzierte, nahezu zweieinhalbstündige Film Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König erlebte – höchst ungewöhnlich – seine Premiere am 23. Juni 1972 sowohl im Kino (in München) als auch im Fernsehen (im ZDF um 22 Uhr 50).

Der erste Teil hieß Der Fluch, der zweite Teil Ich war einmal.

Barbara Baum entwarf die Kostüme, Theo Nischwitz zeichnete für die Spezialeffekte verantwortlich.

Der Film ist der erste von Syberbergs so genannter Deutschland-Trilogie, die er 1974 mit Karl May fortsetzte und 1976/77 mit Hitler, ein Film aus Deutschland abschloss.

Auszeichnungen

  • Hans-Jürgen Syberberg erhielt das Filmband in Gold für das beste Drehbuch
  • Filmband in Gold für den besten abendfüllenden Spielfilm
  • Spezialpreis der Jury auf dem Filmfestival von Valladolid (1974) für Syberberg

Kritiken

Einzelnachweise

Weblinks

  • Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König bei IMDb
  • Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König bei filmportal.de

Ludwig Requiem für einen jungfräulichen König La Cinémathèque québécoise

Ludwig Requiem für einen jungfräulichen König Regie Hans Jürgen

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Festliches Requiem für Professor Josef Rief

LUDWIG REQUIEM FOR A VIRGIN KING Stock Photo Alamy